unverschämte Fragen・unverstellte Antworten

Dorothee Unger
„Es ist schwer, Grenzen zu setzen”

DOROTHEE UNGER, PSYCHOLOGIN

69 JAHRE
PSYCHOLOGIN IN BERLIN

Wer nur pflegt, weil es sich so gehört, wird scheitern, sagt Psychologin Dorothee Unger. Sie rät zu pragmatischen Lösungen.

Schulde ich es meinen Angehörigen, dass ich sie persönlich pflege?

„Seien wir ehrlich: Wer Angehörige pflegt, wird immer das Gefühl haben, ihnen mehr zu schulden, als er geben kann. Wenn diese Schuldgefühle besonders stark sind, hat das oft einen einfachen Grund: Die Betroffenen haben nie gelernt, den Eltern oder dem Partner etwas abzuschlagen. Wenn ich immer das Gefühl hatte, ich müsse alles für sie tun, fällt es besonders schwer, Grenzen zu setzen. Deshalb ist es gut, sich und die eigene Familie früh daran zu gewöhnen, dass man die Bedürfnisse der anderen nicht über die eigenen stellt. Das beginnt bei ganz kleinen Dingen. Eine Klientin war damit überfordert, täglich mit ihrer Mutter zu telefonieren. Irgendwann hat sie gesagt: Lass uns lieber einmal pro Woche ausführlich telefonieren! Am Ende hat es die Beziehung zu ihrer Mutter sogar verbessert.”

Protokoll: Felix Leitmeyer


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