Dass Karsten Richter nur alle zwei Wochen im Heim besucht wird, stört ihn nicht. Er hatte im Seniorenheim Liebesglück und eine Weile sogar eine Mitbewohnerin gedatet.
Pflichtbesuch im Heim – muss ich hin, obwohl ich es kaum aushalte?
“Ich bekomme alle 14 Tage Besuch von meinen Geschwistern. Das reicht auch. Ich will sie nicht häufiger sehen, gebe ich ehrlich zu. Wir telefonieren stattdessen, wenn irgendwas ist. Ich habe ein eigenes Telefon. Das hat nicht jeder hier. Manche Bewohner bekommen jeden Tag Besuch – das brauche ich nicht, wäre mir viel zu viel. Das kann ich mir gar nicht vorstellen. Alleinsein macht mir nichts aus. Ich habe früher schon gern allein gewohnt. Trotzdem verbringe ich auch gerne Zeit mit den anderen Bewohnern hier. Ich hatte sogar eine feste Freundin. Wir haben uns im Heim beim Mittagstisch kennengelernt und gut verstanden. Sie ist leider im März verstorben. Wir waren zweieinhalb Jahre zusammen. Man kann also schon auch Spaß hier haben. Ich ärgere zum Beispiel gerne die Pflegerinnen.”
Protokoll: Hari Sas
Wieso werden Pflegeheime stetig teurer?
Der Preis für das Leben im Pflegeheim steigt seit Jahren. Die Pflegeversicherung beteiligt sich zwar an den Kosten für die Pflege, aber einen Teil der Pflege-, sowie die Verpflegungs- und Unterkunftskosten müssen von den Bewohner*innen selbst gezahlt werden. Das geht ins Geld: In Brandenburg liegt diese Eigenleistung laut dem Verband der Ersatzkassen im ersten Heimjahr bei durchschnittlich 2.563 Euro pro Monat, etwa 300 Euro mehr als noch 2023.
Und das, obwohl die sogenannten Entlastungszuschläge 2024 erhöht wurden. Sie bemessen sich daran, wie lange Bewohner*innen bereits im Pflegeheim leben. Im ersten Jahr bekommen Betroffene seit 2024 statt fünf Prozent nun fünfzehn Prozent Zuschuss zur Eigenleistung. Zusätzlich zahlt die Pflegeversicherung je nach Pflegegrad Zuschüsse zur Pflege. Bei Pflegegrad 2 sind es 770 Euro im Monat, bei Pflegegrad 5 dann 2.005 Euro. Betroffene und Sozialverbände kritisieren dennoch die hohen Eigenleistungen – warum ist das Leben im Heim so teuer geworden?
Inflation, steigende Energie- und Nebenkosten: Teurere Lebenshaltungskosten machen nicht vor der Tür des Pflegeheims halt. Vor allem sind aber die gestiegenen Personalkosten verantwortlich für die höheren Eigenleistungen. Ein Grund dafür: die Tariftreueregelung. Pflegeeinrichtungen müssen ihre Pflegekräfte seit September 2022 nach Tarifvertrag bezahlen. Für Pflegekräfte, die zuvor nicht nach Tarifvertrag entlohnt wurden, bedeutet diese Änderung eine Gehaltssteigerung von bis zu 30 Prozent. Pflegekräfte sollen für die wichtige Arbeit, die sie leisten anständig vergütet werden. Das sind deutliche Mehrkosten für Pflegeheimbetreibende, die an ihre Bewohner*innen weitergegeben werden.
Für immer mehr Menschen sind diese Kosten mit der Rente kaum zu leisten. Wenn das Privatvermögen – bis zu einem Schonbetrag von 10.000 Euro – nicht mehr reicht, um die Kosten zu zahlen, müssen das Haus verkauft oder Lebensversicherungen aufgelöst werden. Auch Kinder von Pflegebedürftigen müssen unter Umständen für die Kosten aufkommen. Ab einem Jahresbruttoeinkommen von 100.000 Euro werden sie zur Kasse gebeten. Wenn weder Betroffene noch Kinder zahlen können, springt zusätzlich zur Pflegekasse auch die Sozialhilfe ein.
Für 2025 plant die Bundesregierung, die individuellen Zuschüsse für vollstationäre Pflege, die sich nach dem Pflegegrad der Betroffenen richtet, zu erhöhen – 4,5 Prozent wurden angekündigt.
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