Ekel findet Henry Gründemann völlig normal. Gerade bei den eigenen Angehörigen kann es aber besser sein, schambehaftete Aufgaben den Profis zu überlassen – zum Vorteil aller Beteiligten.
Ich finde es eklig, meiner Mutter den Po abzuwischen – ist das ok?
„Müssen tut man nichts. Das Wort Ekel drückt ja aus, dass Pflege etwas ist, das nicht jeder kann. Das ist auch völlig normal. Auch Pfleger sind Menschen und haben zum Teil Ekelgefühle, aber damit umzugehen ist Teil des Jobs. Und die Scham ist bei der eigenen Oma einfach größer als bei anderen Menschen. Man muss als Angehöriger dann andere Lösungen finden, wie zum Beispiel einen ambulanten Pflegedienst. Wir erleben es oft, dass auch die alten Menschen froh sind, wenn die Dusch- und Toilettengänge nicht von den eigenen Kindern geregelt werden. Das entlastet alle. Ich würde es als Angehöriger auch abgeben.”
Protokoll: Jannis Byell
Was sind eigentlich die sogenannten Pflegegrade?
Menschen, die Pflege benötigen, können einen Pflegegrad beantragen. Mit einem Pflegegrad haben Betroffene Anspruch auf bestimmte Leistungen der Pflegeversicherung. Es gibt fünf Grade. Je höher der Grad, desto mehr Unterstützung braucht die Person – und desto mehr Ansprüche auf Pflegeleistungen und/oder Pflegegeld hat sie.
Wie pflegebedürftig jemand ist, schätzt der Medizinische Dienst der Krankenkassen ein. Einen Termin mit dem Medizinischen Dienst müssen die Betroffenen beantragen. Zur Begutachtung gibt es ein Punktesystem. Die Gutachter*innen bewerten verschiedene Bereiche wie Beweglichkeit, geistige Fähigkeiten, Selbstversorgung und Alltagsgestaltung. Die Gesamtpunktzahl bestimmt den Pflegegrad. Für Kleinkinder und Menschen mit Demenz gibt es besondere Regelungen bei der Einstufung.
Das System der Pflegegrade wurde 2017 eingeführt. Es ersetzt die früheren drei Pflegestufen.
Ins Detail

Von Hacke bis Nacke: Unterwegs mit einer ambulanten Pflegekraft in Brandenburg
Ein Live-Ticker von Jannis Byell