unverschämte Fragen・unverstellte Antworten

Marion T.
„In guten wie in schlechten Zeiten”

MARION T., ANGEHÖRIGE

72 JAHRE
RENTNERIN AUS POTSDAM

Seit vier Jahren pflegt Marion T. ihren dementen Mann zu Hause – und lässt ihn nur in Ausnahmefällen für wenige Stunden allein. Von ihren Kindern würde sie dieses Engagement nicht erwarten.

Schulde ich es meinen Angehörigen, dass ich sie persönlich pflege?

„Ich bin mit meinem Mann seit 23 Jahren verheiratet und immer davon ausgegangen, dass wir uns umeinander kümmern, wenn einer von beiden nicht mehr kann. Es heißt eben: “in guten wie in schlechten Zeiten”. Und wir haben sehr gute Zeiten gehabt. Jetzt ist es natürlich auch noch schön, aber früher haben wir tolle Reisen mit dem Rad gemacht, waren wandern. Sowas verbindet natürlich. Und da ist für mich dann die logische Folge: Wenn es dem Partner nicht mehr gut geht, dann hilft man. Von meinen Kindern würde ich aber nie erwarten, dass sie bei mir im Haushalt leben, um mich zu pflegen. Ich würde nur erwarten, dass sie mich unterstützen, etwa beim Einkaufen. Es ist nicht so, dass ich sie nicht im Haus haben will, aber ich würde diese Belastung für sie nicht wollen. Die haben ihr eigenes Leben, ihren Beruf, ihre Kinder. Und sie wohnen auch nicht hier in Potsdam. Da bräuchte es eine andere Lebenssituation. Lieber würde ich die Reißleine ziehen und ins Pflegeheim gehen.”

Protokoll: Pauline Pieper


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