unverschämte Fragen・unverstellte Antworten

Fırat Uçar
„Man muss üben, um besser zu werden”

FIRAT UÇAR, ALTENPFLEGER

25 JAHRE
ALTENPFLEGER IN DER GERIATRISCHEN KLINIK NEURUPPIN

Seine Ausbildung hat er in der Türkei gemacht, seit kurzem ist er auch in Deutschland anerkannter Altenpfleger: Fırat Uçar versteht, wenn Pflegebedürftige genervt von Sprachbarrieren sind.

Pflegekräfte nur mit perfektem Deutsch – ist das zu viel verlangt?

„In der Ausbildung habe ich gelernt, deutlich und in kurzen Sätzen zu sprechen, weil ältere Menschen oft nicht mehr gut hören können. Manchmal verstehen sie mich nicht sofort wegen meines Akzents, aber meistens schon. Wenn nicht, erkläre ich es nochmal langsamer oder ich frage Kollegen, ob sie mir helfen können.

Am Anfang war es eher andersherum: Ich habe die Patienten nicht verstanden. Alte Menschen sprechen undeutlicher, das ist normal. Das Problem hatte ich auch, als ich noch in der Türkei gearbeitet habe. In Deutschland ist es aber noch schwieriger, weil Deutsch nicht meine Muttersprache ist.

Ich höre so oft von den Patienten: ‘Du musst richtiges Deutsch lernen’. Das tut schon weh. Ich habe in der Türkei sechs Monate lang Deutsch gelernt. Seit einem Jahr lebe ich hier. Es ist eine schwere Sprache. Und man muss viel üben, um besser zu werden. Aber es wird jeden Tag besser. Und die Patienten haben es sowieso nicht leicht. Und wenn man sie dann nicht versteht, sind sie noch gestresster.

Mit meinen Kollegen habe ich keine Probleme. Aber ein Bekannter, der auch als Pfleger arbeitet, hat erzählt, dass jemand in einer Teambesprechung gesagt hat: ‘Wir sind keine Deutschlehrer, wir sind Pfleger’. Und dass sie deswegen keine Ausländer mehr holen wollen. Irgendwo kann ich das sogar verstehen.”

Protokoll: Sophie Goldau


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