unverschämte Fragen・unverstellte Antworten

Stefanie Erdrich
„Mit Betteln hat das gar nichts zu tun”

STEFANIE ERDRICH, ALLTAGSBEGLEITERIN

52 JAHRE
INHABERIN DER "ZEITGENOSSEN", ALLTAGS- UND KULTURBEGLEITUNG IN BRANDENBURG AN DER HAVEL

Stefanie Erdrich und ihre Mitarbeitenden gehen mit Menschen einkaufen, helfen ihnen im Haushalt oder begleiten sie ins Museum. Sie sagt: Viele Menschen sind zu eitel, um sich rechtzeitig Hilfe zu holen.

Soll sich meine Mama gebrechlicher stellen, wenn der Medizinische Dienst kommt?

„Tatsächlich höre ich eher vom Gegenteil: Betroffene erzählen dem Medizinischen Dienst, sie könnten noch kochen, putzen und sich die Haare waschen, obwohl sie dabei eigentlich längst Hilfe von ihren Angehörigen bekommen. Nach solchen Gesprächen erzählen mir pflegende Angehörige, dass sie das Gespräch unterbrochen hätten, um klarzustellen: “Das stimmt doch gar nicht, dabei helfe ich dir doch längst!” Nein, Sie sollten Ihrer Mutter lieber sagen, dass sie ehrlich sagen soll, was sie wirklich nicht mehr kann. Es gibt Menschen, die hätten einen höheren Pflegegrad, wenn sie nur ehrlich mit sich selbst und dem Medizinischen Dienst wären.

Eine Klientin hat mir mal gesagt, dass sie doch ihr ganzes Leben gearbeitet hat und jetzt nicht um Pflegegeld betteln will. Aber mit Betteln hat das gar nichts zu tun! Pflegegeld ist eine Leistung, die allen zusteht und die es ermöglicht, länger zuhause wohnen zu können.”

Protokoll: Hannah Weber


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