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Pflege in Brandenburg: Die Zahlen zu den Menschen  

Die Zahlen zu den Menschen 

Von Sophie Goldau und Felix Leitmeyer 

Brandenburg gehört zu den Bundesländern mit einer vergleichsweise alten Bevölkerung. Von den 2,5 Millionen Einwohner*innen ist bereits ein Viertel über 65 Jahre alt. Bis 2040 wird es dann ein Drittel sein, prognostiziert die Bertelsmann Stiftung. So werden bald noch mehr Brandenburger*innen Pflege brauchen. Wie gut ist das Land  darauf vorbereitet? 

Mehr Menschen brauchen mehr Hilfe 

Laut der jüngsten Pflegestatistik von 2021 leben in Brandenburg 184.646 pflegebedürftige Menschen. Davon sind über 60 Prozent Frauen. Im Vergleich zur letzten Pflegestatistik 2019 ist die Zahl der Pflegebedürftigen in Brandenburg damit um mehr als 30.600 Menschen gestiegen - also um rund 20 Prozent

Der Anteil pflegebedürftiger Menschen an der Gesamtbevölkerung liegt in Brandenburg in allen Altersgruppen höher als im Bundesschnitt.  

Und sie wird kontinuierlich weiter steigen: In 20 Jahren müssen wir mit 33 Prozent mehr Pflegebedürftigen rechnen. Das ist das Ergebnis der Pflegevorausberechnung des Statistischen Bundesamtes. Es wird vor allem mehr Menschen geben, die erheblich beeinträchtigt sind (also einen Pflegegrad zwischen 2 und 5 anerkannt bekommen haben). Sie werden auf Pflegeleistungen angewiesen sein, auf ambulante Betreuung oder eine Versorgung im Heim.  

Zuhause, ambulant oder im Heim 

Die meisten pflegebedürftigen Brandenburger*innen werden zuhause gepflegt: 87 Prozent, oder über 160.000 Menschen. In keinem anderen Bundesland werden prozentual so viele Pflegebedürftige zuhause versorgt. Der überwiegende Teil der Pflegebedürftigen zuhause,  94.232 Menschen, hat ausschließlich Pflegegeld erhalten. Das bedeutet, sie wurden vorrangig durch Angehörige versorgt. 

2021 wurden 24.099 Pflegebedürftige dauerhaft vollstationär gepflegt, sie leben also im Pflegeheim oder ähnlichen Einrichtungen. 7.339 besuchten eine teilstationäre Einrichtung, also eine Tages- oder Nachtpflege. 

46.518 Pflegebedürftige wurden durch ambulante Dienste versorgt. 

Im Schnitt gibt es in Brandenburg 0,3 Pflegeheime pro Tausend Einwohner*innen. Das ist über dem Bundesdurchschnitt (0,14). Die meisten Pflegeheime (58) gibt es im Landkreis Barnim. Dort gibt es auch noch die meisten verfügbaren Plätze.  

Was kostet die Pflege im Heim? 

Wer in einem Brandenburger Heim gepflegt wird, muss laut dem Verband der Ersatzkassen (VDEK) im ersten Jahr durchschnittlich 2.563 Euro pro Monat zuzahlen (Stand: Juli 2024). Eigentlich entstehen höhere Kosten, den anderen Teil zahlt die Pflegeversicherung. 

Je länger ein Mensch im Heim ist, desto weniger Eigenanteil muss er bezahlen. Die Pflegekasse übernimmt nämlich jedes Jahr einen größeren Anteil der Kosten

Die Pflege in Brandenburg kostet weniger als im Bundesdurchschnitt (2.783 Euro). In anderen Bundesländern ist sie deutlich teurer. In Nordrhein-Westfalen kostet sie zum Beispiel 3.200 Euro. Dort verdienen die Menschen im Schnitt aber auch mehr. 

Wie setzt sich zusammen, was Heimbewohner*innen zuzahlen müssen? Ein großer Posten ist der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung. Hinzu kommen Kosten für Unterkunft, Verpflegung, Ausbildung und Investitionen in den Einrichtungen. 

Was kostet die Pflege zuhause? 

Menschen, die zuhause gepflegt werden, bekommen auf verschiedene Arten Unterstützung: 

Sie können Pflegegeld erhalten, das sie Angehörigen oder Ehrenamtlichen für ihre Pflege, Einkaufengehen und ähnliches zahlen können. 

Oder sie nutzen sogenannte ambulante Pflegesachleistungen: Das kann eine pflegerische Grundversorgung sein, etwa die Hilfe bei der Körperpflege, beim Anziehen, oder beim Medikamenteeinnehmen. 

Eine dritte Option ist eine Kombination aus beidem: Pflegegeld und ambulante Leistungen. 

Wer kümmert sich morgen? 

Der Fachkräftemangel ist groß: 2019 haben in Brandenburg rund 42.000 Menschen in der Pflege gearbeitet, einschließlich Hilfskräfte und Assistenzen. Sie arbeiten etwa in Pflegeheimen, Krankenhäusern und ambulanten Pflegediensten. 

In der Altenpflege waren in diesem und vergangenem Jahr durchschnittlich rund 730 Stellen offen, in der Krankenpflege 850 Stellen. Das erklärt das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums.

Bis 2030 braucht Brandenburg sogar 44.000 neue Pflegekräfte, weil es mehr Pflegebedürftige geben wird und gleichzeitig in großer Anteil der Fachkräfte in den Ruhestand geht. Das hat eine Studie im Auftrag des Brandenburger Sozialministeriums ergeben. 

Neue Pflegekräfte zu finden ist aber alles andere als einfach. Wenn eine Stelle frei wird, dauert es oft lange, bis sie nachbesetzt wird: in Brandenburg im Schnitt 198 Tage. In anderen Branchen geht das durchschnittlich zwei Monate schneller. 

Besonders auf dem Land ist der Mangel an Pflegekräften spürbar. Dort ist die Auswahl an Personal besonders klein, viele junge Leute ziehen weg. 

Hinzu kommt, dass im Pflegebereich besonders viele Menschen in Teilzeit arbeiten. 

Wettrennen gegen das Altern 

Brandenburg muss nun vor allem auf zwei Punkte antworten: 

Immer mehr Menschen brauchen Pflege. Gleichzeitig fehlen Pflegekräfte. Bislang hat sich Brandenburg dafür entschieden, vor allem die häusliche Pflege zu stärken, die hier sehr wichtig ist. 

Denn Brandenburg hat eine der ältesten Bevölkerungen in Deutschland. Die Lösungen müssen nun schneller kommen, als die Menschen alt werden.